Das Fanziquan wird auch Bashanfan, acht Blitze Boxen genannt, aufgrund seiner acht sehr schnellen Hauptbewegungen. Wu Mu, auch bekannt als General Yue Fei, wird von vielen als
der Gründer des Stils angesehen, doch gibt es dafür keinen geschichtlichen Beweis. Fest steht nur, dass Yue Fei in der frühen Geschichte des Stils auftaucht.
Es existieren allerdings auch noch andere frühe Zeugnisse für den Stil. Eines davon stammt aus dem Buch “Der neue Aufsatz über die Kunst des Wushu”, vom antijapanischen General Qi Jiguang aus der
Ming Dynastie. Hier wird das Bashanfan namentlich erwähnt. Die Bezeichnung unterscheidet sich zwar von Fanziquan, jedoch ist dieses hier von Qi Jiguang erwähnte
Bashanfan, identisch mit dem heutigen Stil Fanziquan. In der Ming Dynastie war das Bashanfan einer der besten und bekanntesten Faustkampf-Stile.
Seit der Qing Dynastie wird das Fanziquan verstärkt von der Hui - Nationalität im Norden Chinas ausgeübt. Insbesondere in der Hebei Provinz, sowie in den Regionen Rouyang, Lixin und
Gaoyang.
Während der Regentschaft des Qing Herrschers Xianfeng und Tongzhi (1851 – 1874) lebte in Hebei der Meister Zao Canyi. Er war ein großer Könner des Fanziquan und des Chuojiao, des "Fußstoßens",
(ein Stil der sehr viele unterschiedliche Beintechniken benutzt). Diese Künste gab er an die Familie Wang und die Familie Duan weiter. Die Brüder Duan Zhiyong und Duan Zhixu erlernten das
Chuojiao, und die Brüder der Wang – Familie, Wang Laozi und Wang Zhan'ao studierten das Fanziquan. Nach dem die Wang's und die Duan's ihr Studium bei Meister Zao abgeschlossen hatten, taten sie
sich zusammen um ihr Wissen auszutauschen.Das Chuojiao bevorzugte die Techniken der Beine, wogegen das Fanziquan seinen Schwerpunkt auf die Handtechniken legte.
Der heutige Stil besteht aus einem ausgewogenen Anteil aus beiden Urstilen. Durch die starke und schnelle Verbreitung in der Hebei Provinz, fand das Fanziquan schnell auch seinen Eingang in
andere Stile, die erfolgreich seine Techniken integrierten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Yingzhao - Fanziquan (schnell rotierende Adlerfaust). Dieser Stil besteht aus dem
Adlerimitationsboxen, dem Adlerklauenboxen und dem Fanziquan. Bei den Schlägen ist die Faust geschlossen und bei den Greif- und Fangtechniken wird die Adlerklaue benutzt.
Ein anderes Beispiel ist das Digong - Fanziquan. Es besteht aus dem Digongquan und dem Fanziquan. Hier wurden die schnellen Angriffe des Fanziquan mit den Falltechniken und den Griff- und
Wurftechniken des Digongquan vermischt.
Heute ist das Fanziquan am stärksten in den Provinzen Hebei, Liaoning, Gansu und Shaanxi verbreitet. Zu den populärsten Formen zählen das zhanzhuangfan, cuibafan, qingshoufan, loushoufan,
jianzhongfan, liushoufan, yanqingfan, yingzhuafan und kaoshoufan.
Das Fanziquan verwendet zu gleichen Teilen die äußere und die innere Kraft. Der Stil unterteilt sich in Haupt- und Unterbewegungen. Zu den Hauptbewegungen zählen das Durchstechen, das Schlagen,
die Ellenbogentechniken, das Pressen und die Wurf - und Haltetechniken. Zu den Unterbewegungen gehören Techniken wie das Rollen, Heben und Drehen. Die Attacken verlaufen meist in einer geraden
Linie mit einem schnellen Wechsel zwischen Hart und Weich. Auf die Handtechniken folgen meist schnelle Schritte. Die Formen sind kurz und die Bewegungen sehr schnell und agil. Sie sind in realen
Kampfsituationen auch heute noch anwendbar. Die Stellungen sind stabil und die Techniken kraftvoll und vielseitig. In einem Moment stoßen die Fäuste gerade vorwärts und im Nächsten schwingen sie
im Bogen, das ist Fanziquan.
Großmeister Ma Xianda
*1932 - †2013
Laoshi Christian Müller